Abschiebung in evangelischer Kita: „Alle haben geweint, sogar die Polizei.“
Herzzerreißende Szenen heute morgen in der evangelischen Kita der Luthergemeinde in Halle: Polizei ist vor Ort, damit der dreijährige Nersild seine Sachen packen kann. Beamte hatten das albanische Kind und seine Mutter am Morgen zur Kita gebracht, denn die Familie soll abgeschoben werden. Am frühen Morgen war die Polizei bei der Familie aufgetaucht, um die Abschiebung durchzusetzen.
„Tschüss, bis morgen“, soll Nersild beim Abschied von seinen Erzieherinnen gesagt haben. So schildert es ein Augenzeugenbericht, der diesen Blog erreicht hat. „Alle haben geweint. Sogar die Polizei.“
Der Evangelische Zweckverband des Kirchenkreises Halle-Saalkreis, zu dem die Kita der Luthergemeinde in Halle-Südstadt gehört, bestätigte den Vorfall gegenüber diesem Blog. „Es war eine sehr emotionale Situation“, sagt Zweckverbandsgeschäftsführer Hendrik Kluge. Die Mutter habe gegenüber der Polzei darum gebeten, noch die persönliche Habe Nersilds, darunter auch das pädagogische Portfolio, aus der Kita holen zu können. Die Erzieherinnen seien schockiert gewesen, aber auch bei der Polizei habe große Betroffenheit geherrscht. „Die Kinder haben die Situation nicht wirklich verstanden, haben nicht realisiert, dass sie ihren Freund nicht wiedersehen werden.“ Kluge stellte seelsorgerische Hilfe in Aussicht. „Das Team wird mit den Kindern über die Situation sprechen.“
Bereits vor zwei Jahren soll die Familie aus Albanien kurz vor der Abschiebung in ihr Heimatland gestanden haben. Damals war die Mutter hochschwanger. Nersilds Geschwisterkind hätte ab Oktober ebenfalls die evangelische Kita besuchen sollen. Die Abschiebung wurde damals ausgesetzt – bis heute.
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