Geht Sportschule zurück ans Land?
Die Sportschulen Halle könnten bald in die Trägerschaft des Landes wechseln und damit zur Landesschule werden. Darüber gibt es offenbar konkrete Gespräche innerhalb der Landesregierung sowie zwischen Regierung und Landessportbund. Entsprechende Informationen dieses Blogs bestätigte Landessportbundpräsident Andreas Silbersack. „Es ist im Werden und wird derzeit konkret mit dem Bildungsministerium und der Staatskanzlei besprochen“, so Silbersack. Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen, er gehe aber davon aus, „dass noch im Jahr 2017 geklärt wird, ob es möglich, sinnvoll und richtig ist, die Sportschulen in Landesträgerschaft zu überführen.“
Derzeit ist die Stadt Halle Schulträger der Sportschulen, nachdem das Land sie 2007 abgegeben hatte. Sie gelten als sogenannte Schule mit inhaltlichem Schwerpunkt, deren Einzugsgebiet über das Stadtgebiet hinaus reicht. In Halle bestehen die „Sportschulen“ aus einem Gymnasialzweig und einem Sekundarschulzweig. Betroffen von den Plänen wäre auch die Sportschule in Magdeburg.
Der Landessportbund tritt für einen Wechsel der Trägerschaft ein, will aber offenkundig noch nicht zu weit vorpreschen. „Wir sehen darin große Vorteile“, sagte Silbersack diesem Blog. Eine Landesträgerschaft führe zu mehr Flexibilität und zu einer besseren Ausstattung an der Schule. Dadurch entstünden bessere Bedingungen für angehende Spitzensportler. „Das heißt aber nicht, dass im Detail nicht auch Dinge für die andere Richtung [also für einen Verbleib in städtischer Trägerschaft, d. Red.] sprechen“, so Silbersack.
Halle droht, im nächsten Jahr mehrere Bundesstützpunkte im Leistungssport zu verlieren. Beim für den Spitzensport zuständigen Innenministerium tagt seit Monaten eine AG Spitzensport, um über die Umstrukturierungen in der Sportförderung zu beraten. Die Schulpläne stünden damit jedoch nur „in einem übergreifenden, aber nicht in einem kausalen Zusammenhang“, so Silbersack.
Erst im April hatte der Landtag auf Antrag der Linken über das Thema Sportschulen diskutiert. Der Linken-Abgeordnete Thomas Lippmann hatte dabei gefordert, eine Rücküberführung in die Landesträgerschaft zumindest zu prüfen. Bildungsminister Marco Tullner (CDU) hatte entgegenet: „Wir sollten durchaus grundsätzlicher an bestimmte Strukturen herangehen, wenn das Ziel sein soll, dass wir sportliche Erfolge haben.“ Konkrete Pläne jedoch, die Sportschulen von der Stadt Halle zu übernehmen, wollte das Bildungsministerium auf Anfrage dieses Blogs noch nicht bestätigen. „Derzeit spielt das bei uns keine Rolle“, so Ministeriumssprecher Stefan Thurmann. Man warte die Beratungen der AG Spitzensport ab. „Wenn Ergebnisse vorliegen, werden wir schauen, ob es nötig ist, strukturelle Maßnahmen bei den Sportschulen zu ergreifen“, so Thurmann. Offenbar sind intern die Diskussionen aber schon weiter vorangeschritten.
Die Stadt Halle hat eine Anfrage dieses Blogs seit Tagen unbeantwortet gelassen.
Bei einer Überführung in Landesträgerschaft gibt es viele offene Fragen, etwa zu den finanziellen Rahmenbedingungen und zur zukünftigen Schulform. So gab es in Halle in der Vergangenheit Probleme, genug Schüler für den Sekundarschulzweig zu finden. Ob eine Gesamtschulform, also eine Sportschule mit gemischtem Gymnasial- und Sekundarschulunterricht, eine Lösung wäre, darüber gibt es unterschiedliche Meinungen. Aus dieser Diskussion will sich der Landessportbund aber heraushalten. „Es geht uns im Kern und einzig um die Sportler“, so Silbersack.
Die Zahl der Landesschulen würde durch einen solchen Schritt schlagartig steigen, was vermutlich zu einer Neuordnung in dem Bereich führen könnte. Derzeit gibt es nur wenige Schulen in Landesträgerschaft, so die Latina in Halle, das Musikgymnasium in Wernigerode und die Landesschule Pforta bei Naumburg. Dazu kommen noch mehrere Landesbildungszentren für Behinderte.
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